Truhe (Kasten) auf geschweiftem Sockel mit Tabletteinsatz,

Schwarzlack, maki-e (Goldstreulack) nashiji (Aventurinlack), kirikane (eingelegte Gold und

Silberabschnitte), Perlmutteinlage,versilberte Kupferbeschläge,

Japan, um 1650

Maße: 40,7 cm x 58,2 cm x 42,3 cm

Alle Seiten des truhenförmigen Kastens sind mit Landschaften, bestehend aus pittoresken Baumund Buschgruppen, Häusern, Wasservögeln und Hirschen, in diagonal angelegten Kompositionen, die die Weite der Uferlandschaften andeuten, dekoriert. Im Inneren des Deckels ist das Thema der Hirsche wiederaufgenommen. Der Vordergrund dieser Darstellung wird dominiert von einer Fünfergruppe, die vor angedeuteten Bergen auf einer besonders aufwändig in kirikane-Technik gestalteten Grasfläche durch ein Geräusch aufgeschreckt scheint. Die Darstellung des Hirschpaares in herbstlicher Landschaft auf der Rückseite des Kastens folgt der japanischen Bildtradition nach

einem waka-Gedicht von Sarumaru Dayu aus dem 9. – 10. Jahrhundert aus der berühmten Gedichtsammlung von Hykunin Isshu (hundert Gedichte von hundert Dichtern) und soll die Melancholie der Herbststimmung versinnbildlichen. „Tief in den Bergen streift durch rotes Herbstlaub der Hirsch. In seinen sehnsuchtsvollen Rufen bemerke ich die Traurigkeit des Herbstes.“ Der Tabletteinsatz ist mit einem Blumenarrangement aus Winterpflaume und Kamelie dekoriert, der Deckel mit einem Arrangement von Kürbissen, einer davon halb plastisch in Perlmutt ausgeführt. Das besonders aufwändig ziselierte und getriebene Schlüsselschild nimmt das Motiv des Gänsepaares von der Frontseite auf. Die fein ziselierten Eck- und Randbeschläge weisen ein nur an einer kleinen Gruppe von hochwertigen Exportlacken der Zeit um 1650 vorkommendes Schachbrettmuster auf.

Vergleichstücke zu der Truhe sind die zu Münzkabinetten umgebauten Lackkästen
(Kat. Nr. 4 u. 5) in der Staatlichen Münzsammlung in München.

Vgl. Schweizer, Anton/Hirsch, Martin/Klose, Dietrich, O.A. (Hg.): Japanische Lackkunst für Bayerns Fürsten. Die japanischen Lackmöbel der Staatlichen Münzsammlung München. 2011: 4 Kabinett mit buddhistischer Gestalt und Elefant, Japan, Mitte 17. Jahrhundert, Inv. Nr. LK 003, S. 120-127. Bei diesem Kabinett finden sich auch übereinstimmende Beschläge. 5 Kabinett mit Personen auf einer Uferterrasse, Japan Mitte 17. Jahrhundert, Inv. Nr. L. 002, S. 128 – 133.

Ein als Truhe (Kasten) erhaltenes Exemplar auf geschweiftem Sockel mit Tabletteinsatz und übereinstimmenden Beschlägen findet sich in der David Collection in Kopenhagen, Inv. Nr. 26/1969 (38,0 x 59,5 x 40,8 cm). Vgl. Impey, Oliver/Jörg, Christiaan: Japanese Export Lacquer 1580 – 1850. Amsterdam 2005, S. 145, Nr. 309.

Vgl. Literatur:

Preuss, Sebastian: Schaufenster; Kasten mit Tabletteinsatz auf geschweiftem Sockel, Japan um 1650. In: Weltkunst, Nr. 120, Oktober 2016, S. 98.

Esch’s Bestiarium, anlässlich der Highlights, Internationale Kunstmesse 26- bis 30. Okober 2016 in der Residenz München. Düsseldorf 2016, o.S.